Geboren bin ich Anfang der Siebziger Jahre als Jüngste von 4 Geschwistern. Auf religiöse Erziehung wurde von meinen Eltern viel Wert gelegt und in meiner Kindheit und Jugend erlebte ich viel bereichernde Zeit in einer intakten Familie und einem aktiven Pfarrleben.
So ab dem Alter von 14, 15 setzte ich mich immer mehr mit der Suche nach einem Sinn erfüllten Leben auseinander. Ich war eher von stillem Naturell, zurückhaltend und sensibel. Es war mir ganz wichtig den „richtigen“ Beruf zu finden, einen der mich ganz glücklich macht. Schon früh stand dabei Hebamme ganz oben auf meiner Hitliste.
Etwas was mich sehr faszinierte, waren fremde Länder und Kulturen. Reisen fand ich toll und versuchte das auch nach meinen Möglichkeiten zu verwirklichen. So machte ich z.B. eine Interrailtour mit 2 Freundinnen durch Skandinavien und im nächsten Jahr verbrachte ich 4 Wochen in einem Kibbuz in Israel. Damals fing ich auch Feuer für ein Leben in Gemeinschaft.
Irgendwann setzte sich in mir dann der Gedanke fest: ich will in die Entwicklungshilfe. Am liebsten so weit weg wie möglich, in den Busch, am besten als Hebamme. Kurz vor dem Abi entdeckte ich dann in einer Zeitschrift einen Artikel über das Projekt „Missionare auf Zeit“ (MAZ). Das war’s. Genau das wollte ich machen: für ein Jahr in einer religiösen Gemeinschaft in einem Entwicklungsland leben und arbeiten. Dann könnte ich gleich mal ausprobieren, was es mit dem Gemeinschaftsleben so auf sich hat und meine Eignung zur Entwicklungshelferin testen.
Bei all diesen Auseinandersetzungen vergaß ich manchmal, meine Teenie-Zeit zu leben und zu genießen. Ich hatte eine nette Clique von Schulfreundinnen, zufälligerweise alle ohne festen Freund, so dass es auch nicht auffiel, dass ich in der Beziehung ebenfalls zurückhaltend, um nicht zu sagen wählerisch war. Ich meine, ich hätte nichts gegen einen Freund gehabt, aber außer einigen Schwärmereien für Jungs bzw. Männer, die eh unerreichbar waren, tat ich keine konkreten Schritte in dieser Richtung. Allerdings schwärmte ich auch heftig für 2 meiner Lehrerinnen und träumte von den blauen Augen meiner Englischlehrerin.
Irgendwie konnte ich es mir auch nie so richtig vorstellen, mal zu heiraten. Ich wollte doch viel lieber in ferne Länder und Abenteuer erleben, frei und unabhängig sein.
Nach dem Abitur ergatterte ich tatsächlich einen der begehrten Hebammenausbildungsplätze und zog 500 km von zu Hause weg. Weiter verfolgte ich meinen MAZ- Plan und nahm infolgedessen auch Kontakt zu einer missionarischen Ordensgemeinschaft auf. Das Leben dort faszinierte mich. Die Schwestern waren so ganz anders als in meiner Vorstellung. Sie schienen so natürlich und locker, so weltoffen und so „normal“. Und wieder packte mich die Lust am Gemeinschaftsleben. So sehr, dass ich mich ernsthaft mit einem Leben im Orden auseinandersetzte.